Schwankende Grundwasserstände – höhere Kosten

In der neuen ÖVGW-Studie Hochwasser, Überflutungen und Stand der Wasserversorgungssicherheit im Jahr 2024 der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) werden von Studienautor DI Dr. Roman Neunteufel (BOKU Wien) aktuelle Umfrageergebnisse von österreichischen Wasserversorgern miteinbezogen. Neunteufel legt in der Studie den Fokus auf die Hochwassersituationen des Jahres 2024. Daraus entstandene Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit werden zusammengefasst und mit den Ergebnissen bisheriger Studien verglichen.  

Die vorliegende Studie erfolgte im Rahmen einer Studienreihe, die von der BOKU Wien seit dem Jahr 2015 zum Thema „Wasserversorgung und Versorgungssicherheit“ regelmäßig durchgeführt wird. Die Erstellung erfolgte im Auftrag der ÖVGW und mit Unterstützung von Wasserversorgungsunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen und wertvolle Daten sowie Informationen geliefert haben. Die Studie wurde am 10. September 2025 im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt.

Stärkere Schwankungen in der Ressourcenverfügbarkeit

Mit zunehmenden Klimawandelauswirkungen wird es stärkere Schwankungen im Niederschlagsgeschehen geben und somit auch zunehmende Schwankungen der Grundwasserstände und der Quellschüttungen. Für die Wasserversorger bedeutet das, dass die Wassergewinnung hinsichtlich der quantitativen Verfügbarkeit herausfordernder wird. Daher kann es zukünftig unter anderem notwendig sein, Ressourcen zu nutzen, die qualitativ beeinträchtigt sind und einen entsprechenden Aufbereitungsbedarf aufweisen, um die gesetzlichen Qualitätsanforderungen einzuhalten“, sagt Roman Neunteufel von der BOKU Wien. Für die Wasserversorger bedeutet das, dass die Wassergewinnung herausfordernder wird. Langfristig erfordert das sowohl technische als auch strategische Anpassungen der Wasserversorgungssysteme bzw. des Ressourcenmanagements.

Steigende Kosten aufgrund Klimawandelanpassungen

In Zukunft ist mit steigenden Kosten für die Wasserversorgung zu rechnen, insbesondere aufgrund notwendiger Anpassungen an den Klimawandel. Maßnahmen im Fall von Trockenheit und Wassermangel (zusätzliche Verbundleitungen zur Erschließung neuer Wasserressourcen) sind im Vergleich zu Maßnahmen des Hochwasserschutzes kostenintensiver. Trotz der extremen Wetterereignisse, wie Starkregenereignisse und Überflutungen im Jahr 2024, blieben die Reparaturkosten an den Wasserversorgungsanlagen relativ gering. Hier haben die bereits von den Trinkwasserversorgern getroffenen Vorsorgemaßnahmen, z. B. Verbesserung des Überflutungsschutzes von Brunnen und Quellen, viel bewirkt. Langfristig ist mit weiter zunehmenden Kosten und einem wachsenden Anteil klimawandelbedingter Ausgaben zu rechnen.  

3 % klimawandelbedingte Ausfälle in der Versorgung mit Trinkwasser

Drei Prozent der befragten Wasserversorger meldeten kurzzeitige Ausfälle und konnten bis zu 24 Stunden kein Wasser liefern. Die aktuelle Studie analysiert die Auswirkungen extremer Wetterereignisse 2024 auf die Wasserversorgung in Österreich aufgrund der außergewöhnlichen Starkniederschläge und Hochwässer im September sowie deren Einfluss auf Grundwasserstände, Infrastruktur und Versorgungssicherheit. Es zeigte sich, dass eine sichere Trinkwasserversorgung größtenteils gewährleistet werden konnte.

Rasche Umsetzung des Regierungsprogramms erhöht die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser

Aus Sicht der ÖVGW sind folgende drei Punkte von besonderer Bedeutung:

1) Die rasche Umsetzung der entschädigungsfreien Vorrangstellung der Trinkwasserversorgung bei Wassermangelsituationen.

Gerade in Phasen von Trockenheit braucht es einen unmissverständlichen Rechtsrahmen betreffend die Nutzung von knappen Wasserressourcen. Sollte Wasser nicht mehr ausreichend für alle Verwendungszwecke wie Industrie, Landwirtschaft oder eben Wasserversorgung zur Verfügung stehen, muss sichergestellt sein, dass die Trinkwasserversorgung Vorrang vor anderen Wassernutzungsarten hat. Hierfür braucht es einen klaren und verbindlichen Rechtsrahmen, der von den zuständigen Behörden auch rasch exekutiert werden kann.“, sagt Mag. Nikolaus Sauer, Vizepräsident der ÖVGW und Sprecher des Wasserfaches.

2) Eine Aufzeichnungspflicht für alle Wasserentnahmen aus den Grundwasserkörpern ist für die Planbarkeit und Sicherstellung der Versorgungssicherheit bei schwankenden Grundwasserständen und Quellschüttungen unbedingt notwendig.

Aktuell befinden wir uns als Wasserversorger, aber natürlich auch die zuständigen Behörden, im ,Blindflug‘. Es gibt derzeit nämlich keinen Überblick, wer wie viel Wasser aus unseren Grundwasserkörpern entnimmt. Gerade diese Informationen sind aber entscheidend für eine vorausschauende Planung und Einschätzung von Risiken. Daher ist eine zügige legistische Umsetzung des im Regierungsprogramm verankerten Entnahmeregisters von besonderer Priorität.“, so Sauer.

3) Förderungen seitens des Bundes für Anpassungen an den Klimawandel sind unbedingt notwendig, um die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser langfristig zu garantieren.

Durch viele bauliche Optimierungen in der Infrastruktur, die Erschließung neuer Brunnen bzw. Quellen oder den Ausbau von überregionalen Transportleitungen konnte die Versorgungssicherheit bisher auf hohem Niveau erhalten werden. Es braucht aber unbedingt weitere Investitionen sowie deren Förderungen seitens der öffentlichen Hand, um diesen Standard aufrechterhalten zu können – zumal aus der präsentierten Studie eindeutig hervorgeht, dass die Kosten für weitere Anpassungen an den Klimawandel deutlich steigen werden“, so Sauer abschließend.

INFO:
ÖVGW-Studie „Hochwasser, Überflutungen und Stand der Wasserversorgungssicherheit im Jahr 2024“ finden Sie hier zum DOWNLOAD

Fotos: © ÖVGW / Daniel Hinterramskogler

Online: 10. September 2025
, 14:20 Uhr
, ÖVGW/Amschl

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