Klimawandel: 2022 zu trocken

Das Jahr 2022 gehört zu den trockensten Jahren der Messgeschichte. Gleichzeitig war der gesamte Zeitraum seit 2015 überwiegend von Niederschlagsdefiziten geprägt. Eine neue Studie über Trockenheit, Grundwassertiefststände und Versorgungssicherheit in Österreich zeigt, womit für die Zukunft gerechnet werden muss. 

In der Studie „Trockenheit, Grundwassertiefststände und Versorgungssicherheit im Jahr 2022“ werden von Studienautor DI Dr. Roman Neunteufel (BOKU Wien) aktuelle Umfrageergebnisse von österreichischen Wasserversorgern mit einbezogen. Ein Hauptaugenmerk legt Neunteufel dabei auf die Trockenheit, Grundwassertiefststände sowie vorhandene Reserven in den regulär verwendeten Wasserressourcen und die Versorgungssicherheit. Diese Erkenntnisse werden mit der längerfristigen Entwicklung der Wetterlagen des Jahres 2022 und den Vorjahren verglichen.

Im Rahmen der Studienreihe „Wasserversorgung und Versorgungssicherheit“ (Neunteufel et al, 2016, 2018, 2019, 2020, 2022) beleuchtete Roman Neunteufel das Jahr 2022 in Hinblick auf die bereits lange anhaltenden Niederschlagsdefizite und nochmals neuen Grundwassertiefststände.

Die Erstellung der Studie erfolgte im Auftrag der ÖVGW und mit Unterstützung von Wasserversorgungsunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen und wertvolle Daten und Informationen geliefert haben.

Wesentliche Erkenntnisse aus der ÖVGW-Studie

Das Jahr 2022 war das zweittrockenste Jahr im Zeitraum seit 2015, der insgesamt überwiegend von Niederschlagsdefiziten geprägt war. Die weitere Anpassung der Trinkwasserversorgungssysteme an den unaufhaltsamen Klimawandel ist das Gebot der Stunde geworden.

Während bislang auf trockene Jahre meist niederschlagsreiche Perioden folgten, in denen die Grundwasserressourcen wieder aufgefüllt wurden, zeigte sich im Jahr 2022 sehr deutlich, dass eine Serie von Niederschlagsdefiziten zu sehr geringen Grundwasserständen und angespannten Nutzungsverhältnissen führen kann.

Zur Sicherung der Trinkwasserversorgung sind für die Trinkwasserversorger die verfügbaren Grundwasserreserven in Trockenjahren von entscheidender Bedeutung. Mit intensiven Trockenperioden muss in Zukunft stärker gerechnet werden. Für den Erhalt der Versorgungssicherheit gilt es, die bereits bekannten infrastrukturellen Maßnahmen wie Leitungsverbindungen, Erschließung von zusätzlichen Brunnen-Ressourcen, rechtzeitige Reinvestitionen in bestehende Anlagen, Ausbau von Behälterkapazitäten fortzuführen.

Die Niederschlagsdefizite und Grundwassertiefststände der vergangenen Jahre können als Blick in eine mögliche Zukunft gesehen werden. Dabei ist aber zu bedenken, dass auch noch intensivere Niederschlagsdefizite möglich erscheinen und außerdem die Bedarfsentwicklung derzeit noch nicht den Stand der Zukunft um das Jahr 2050 erreicht hat. Im Vergleich zur Situation des Jahres 2022 muss daher mit mehr Nutzungskonflikten in vergleichbaren zukünftigen Trockenperioden gerechnet werden.

Präsentation der Studie

Die Studie wurde am Mittwoch, 21. Juni 2023, im Rahmen einer Pressekonferenz von Studienautor DI Dr. Roman Neunteufel und ÖVGW-Präsident Ing. Wolfgang Nöstlinger, MSc MBA der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dabei sprach sich ÖVGW-Präsident Nöstlinger nachdrücklich für eine rasche Umsetzung des von Bundesminister Norbert Totschnig angekündigten bundesweiten Notfallplanes aus. „Damit soll der Trinkwasserversorgung bei Wassermangel auch auf gesetzlicher Basis der Vorrang vor konkurrierenden Wassernutzungen eingeräumt werden. „Bei neuen wasserrechtlichen Bewilligungsverfahren muss auf die Vorrangstellung der Trinkwasserwirtschaft Bedacht genommen werden in dem bei Wassermangelsituationen die Einschränkung anderer Wasserentnahmen bereits im Bescheid vorgesehen wird. Das ist eine langjährige ÖVGW-Forderung an die Politik und Verwaltung, die endlich umgesetzt werden muss, zumal Wassermangelsituationen aufgrund der klimatischen Veränderungen immer häufiger auftreten“, sagt ÖVGW-Präsident Nöstlinger. Für den Krisenfall Wassermangel gibt es derzeit keine Pläne und praxiserprobte Handlungsanleitungen. „Die ÖVGW mahnt daher dringend ein, dass es eine praktische Übung des Notfallplanes in einer Modellregion unter Einbeziehung aller beteiligter Behörden und der Wasserberechtigten gibt“, so Nöstlinger in seinem Statement.

Die derzeitige Entwicklung der Grundwasserstände erfordert Maßnahmen. Die Entnahmemengen von Industrie und Landwirtschaft müssen genauso überwacht und gemessen werden, wie dies bei Trinkwasserversorgern der Fall ist. „Wir wissen nicht, wieviel Wasser zu welchem Zeitpunkt von Industrie und Landwirtschaft entnommen werden, da nicht alle Grundwasserentnahmen gemessen werden. Die ÖVGW fordert daher, dass alle Wasserentnahmemengen in Österreich überprüfbar erfasst werden“, sagt ÖVGW-Präsident Wolfgang Nöstlinger.

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Online: 21.06.2023, 15:05 Uhr, ÖVGW/amschl
Fotos: ©AdobeStock, © Max Slovencik/EXPA Pictures
Grafik: ©ÖVGW

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